Sozial wirtschaften gegen den Klimawandel

Zu Gast am Land

Die Zeiten, zu denen der Umweltschutz als politisches Randthema belächelt wurde, sind längst vorbei. Heute sind sich – endlich – die meisten einig, dass der Klimawandel nicht mehr ignoriert werden kann.

déi Lénk sind allerdings die einzige politische Bewegung in Luxemburg, die den Klimawandel als soziale Frage identifiziert. Es ist offensichtlich, dass, wenn auch der Klimawandel selbstverständlich alle Menschen betrifft, die Folgen nicht für alle gleich schwerwiegend sind. Weltweit sind ärmere Länder und Gesellschaftsschichten immer stärker von Naturkatastrophen und Klimaänderungen betroffen. Sie sind es, die unter Wassermangel oder Überschwemmungen leiden, während andere die finanziellen Mittel haben, um sich teilweise davor zu schützen. Auch in Luxemburg sind es oft Geringverdiener, die direkt an vielbefahrenen Straßen wohnen und daher unter der schlechten Luftqualität leiden müssen.

Gleichzeitig sind es die Reichsten, die den Klimawandel am stärksten vorantreiben. Luxemburg und Katar, zwei der weltweit reichsten Länder, besitzen gleichzeitig den größten ökologischen Fußabdruck. Auch innerhalb der Länder sind es wiederum die Wohlhabenderen, die es sich beispielsweise leisten können, mehrmals jährlich per Flugzeug zu verreisen.

Es ist demnach offensichtlich, dass die soziale und die ökologische Frage nur zusammen gelöst werden können und sich nicht gegenseitig ausschließen, wie dies öfter dargestellt wird. Ganz im Gegenteil, Maßnahmen zum Umwelt- oder Klimaschutz können nur dann erfolgreich sein, wenn sie die soziale Realität der Menschen erfassen und verbessern. In diesem Kontext hat der Weltklimarat in seinem jüngsten Bericht darauf hingewiesen, dass die im Pariser Abkommen festgehaltenen Ziele nur erreicht werden können, falls eine Umverteilung des Reichtums erfolgt und so die sozialen Ungleichheiten verringert werden.

Zudem muss die herrschende neoliberale Politik in Frage gestellt werden. Wenn wir den Klimawandel aufhalten, oder zumindest verlangsamen wollen, müssen wir aus der Wachstumslogik ausbrechen, die heute oft als alternativlos dargestellt wird. Es ist offensichtlich, dass endliche Ressourcen kein unendliches Wirtschaftswachstum erlauben. Der technische Fortschritt kann diese Tatsache nicht ändern.

Wir benötigen daher ein nachhaltiges Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell. Dazu gehören hohe Investitionen in öffentliche Dienste und Infrastruktur, sozial gestaffelte Anreize zu ökologischerem Handeln und das schrittweise Verbot umweltschädlicher Produktionsprozesse. Die langjährige Forderung von déi Lénk eines gestaffelten Wasserpreises wurde zum Beispiel in dieser Logik erarbeitet. Und auch der Ausstieg aus dem Spritexport muss sozial tragbar sein und dem Konsumenten erlauben, sich anzupassen. Gleichzeitig muss massiv in den öffentlichen Transport investiert werden, um so eine komfortable, flexible und verlässliche Alternative zum Auto zu schaffen.

Das nötige Umdenken hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft hätte weitere Vorteile. Eine andere Arbeitsteilung, beispielsweise, könnte gleichzeitig mehr Zeitwohlstand für alle garantieren.

Die wichtigste Voraussetzung für eine solche ökologische und soziale Transition ist allerdings, dass sie von einem möglichst großen Teil der Bevölkerung unterstützt wird. Dazu braucht es eine breite Bürgerbeteiligung, die den Rahmen dieser sozialökologischen Transition schafft.

Carole Thoma, Sprecherin von déi Lénk

 

logo European Left logo GUE/NGL logo Transform! Europe